Risikomanagement im Trading
Risikokontrolle im Trading
Unser Kapital ist unser wichtigstes Werkzeug! Dieses zu schützen sollte für jeden Anleger höchste Priorität haben! Das Verfahren zum Schutz unseres Kapitals wird in Börsenkreisen auch als Risikomanagement bezeichnet.
Risikomanagement ist das Fundament einer profitablen Anlage. Das Risikomanagement bezieht sich dabei auf die strategische Planung, Identifizierung, Bewertung und Kontrolle von Risiken, um potenzielle Verluste zu minimieren.
Während die Grundzüge in der Theorie sehr einfach klingen: „Setze einen Stop-Loss und wähle Deine Positionsgröße richtig aus“, hat der Kapitalschutz in der Praxis einige Tücken. Ich würde sogar soweit gehen und behaupten, dass Risikomanagement die schwerste Disziplin des Tradings ist!
Christian Böttger
Selbstständiger Trader
Haftungsausschluss
Die hier zur Verfügung gestellten Informationen sind sorgfältig recherchiert und basieren großteils auf eigenen Erfahrungen. Trotzdem können die Informationen fehlerhaft oder nicht mehr auf dem aktuellen Stand sein. Die Informationen dienen nicht als Anlageberatung, sondern sind nur als Orientierungshilfe zu sehen.
1. Langfristanlage
Egal ob für den privaten Vermögensaufbau oder für die Geldanlage im institutionellen Bereich: Langfristig ist die Anlage in Aktien nahezu unausweichlich. So hat bspw. der DAX seit seiner Gründung 1988 jährlich 7,96% Rendite abgeworfen! Jede Rendite muss aber hart erwirtschaftet werden, wobei zu jeder Rendite ein entsprechendes Risiko gehört. Je höher die zu erwartende Rendite, desto höher das Risiko!
Während der Markt im „Big Picture“ stetig am steigen ist gibt es regelmäßig starke Korrekturen ( bzw. Crashs ), welche die eigene Performance ordentlich ausbremsen können. Ebenso gibt es immer wieder schwarze Schafe, welche an den langfristigen Kurssteigerungen nicht partizipieren.
Um sich trotz dieser potentiellen Gefahren erfolgreich am Markt zu beteiligen ist eine handfeste Strategie im Risikomanagement essentiell.
1.1. Risikomanagement durch Diversifizierung
Unter Risiko versteht man vor allem die Verlustgefahr, welche aus der schlechten Vorhersehbarkeit von zukünftigen Ereignissen resultiert. Einen Großteil der Risiken lassen sich durch Diversifikation ( = Streuung ) verringern. Die Idee dahinter ist schnell klar: Hat man nur eine Aktie im Depot, dann hängt die gesamte Performance nur an dem einen Kursverlauf. Hat man allerdings 10 Aktien im Depot kann der Verlust einer Aktie durch den Gewinn einer anderen aufgefangen werden. Das Risiko eines großen Drawdowns wird durch simple Diversifizierung enorm minimiert wie folgende Grafik verdeutlicht.
Wie die Grafik zeigt kann bereits ein Großteil des Risikos durch Diversifikation verringert werden. Bereits ab 10 Aktien wird das Risiko halbiert!
Diversifizierung ist aber nicht gleich Diversifizierung! So kann es schnell zur „Schein-Diversifizierung“ kommen, wenn Du stark korrelierende Aktien in einem Portfolio hast, sprich beispielsweise alle Aktien in nur einer Branche aktiv sind.
1.2. Arten von Risiko
Branchenrisiko:
Diversifizierung in seinen Grundzügen umzusetzen scheint leicht: Kaufe 20 verschiedene Aktien anstatt nur eine – fertig. Ganz so leicht ist es aber leider nicht!
Hast du 20 Aktien, welche bspw. alle im Wasserstoff-Sektor tätig sind hast du nicht wirklich dein Risiko minimiert. Schließlich hängt dein Risiko nun nur von einer einzigen Branche ab. Dieses Szenario ist ähnlich dem oben genannten Beispiel wenn du nur eine Aktie hälst und dein Portfolio nur von diesem einen Kurs abhängt. Um diese Schein-Diversifizierung zu umgehen solltest du also darauf achten in verschiedene Branchen zu investieren.
Regulatorisches Risiko:
Wir haben den 28. September 2022. Die Norwegische Regierung schlägt vor die Ressourcensteuer für Lachs- und Forellenzucht deutlich anzuheben. Sollte das Parlament diesen Vorschlag genehmigen würde das bedeuten, dass Unternehmen wie Mowi, Leroy Seafood, usw. in Zukunft einen Gesamtsteuersatz von 62% haben! Die Aktienkurse brechen darauf deutlich ein.
Ändert sich die Gesetzeslage, dann kann sich das schnell auf den Aktienmarkt auswirken. Um diesem Risiko entgegen zu wirken bietet die Diversifizierung schnell Abhilfe.
Länderrisiko:
Es gibt Anleger, welche sich davor sträuben ETF’s zu kaufen „da diese zu langweilig sind“, aber im selben Atemzug Allianz, BMW, Adidas, Volkswagen, Zalando, Siemens, Deutsche Telekom und SAP im Depot haben. Schnell wird klar: Alle Einzelaktien sind DAX-Mitglieder. Zwar wurden hier einzelne Aktien aus verschiedenen Branchen gekauft, geht es aber dem Land schlecht, dann fallen alle Einzeltitel dennoch synchron. Hierbei handelt es sich also erneut um eine Schein-Diversifizierung. Um diesem Länderrisiko aus dem Weg zu gehen, achte darauf, dass du Werte aus verschiedenen Ländern in deinem Depot hälst.
Zinsrisiko:
Hohe Zinsen bremsen die Aktienmärkte. Dies erschließt sich aus folgender Kausalkette: Unternehmen wollen wachsen -> zum wachsen muss man investieren -> zum investieren benötigt man Geld -> Geld bekommt man u.a. durch Kredite von der Bank -> Banken wollen Zinsen. Ist das Zinsniveau gering, sind die Kredite billig ( ugs. man kann sich billig Geld leihen ), was zur Aufnahme von diesen führt und damit zu Investitionen für das Unternehmenswachstum. Steigen allerdings die Zinsen, werden auch die Kredite teurer, was Unternehmen potentiell daran hintern kann sich zu refinanzieren oder auch Kredite aufzunehmen, um Investitionen zu tätigen. Hat eine Firma kein Wachstum mehr, wird sich auch der Aktienkurs unwahrscheinlich nach oben entwickeln.
Zinsen werden vor allem angehoben, um der Inflation entgegen zu wirken.
Um das Zinsrisiko zu verringern lohnt es sich vor allem in Aktien zu investieren, welche einerseits wenig Fremdkapital aufgenommen haben und andererseits deren Geschäftsmodell unabhängig von der Entwicklung der Inflation bzw. des Zinsniveaus ist. Als Absicherung gegen das Zinsrisiko bzw. Inflationsrisiko bieten sich sogenannte Value-Aktien und Rohstoff-Aktien ( wichtig hier: die BigPlayer! Finger weg von bspw. kleinen Goldminen oder ähnlichem! ) an.
Konjunkturrisiko:
Kauft man in sein Portfolio Unternehmen wie American Airlines, Tesla, AirBnb und Adidas hat man eine Vielzahl an Aktien aus unterschiedlichen Branchen. Dennoch birgt diese Aktienauswahl ein besonderes Risiko: Alle diese Aktien sind sogenannte Zykliker. In der Praxis heißt das: Geht es der Wirtschaft gut, geht es den Firmen gut; hat die Gesamtwirtschaft Probleme, haben auch die Firmen Probleme.
Um diesem Risiko aus dem Weg zu gehen lohnt es sich konjunkturunabhängige Aktien zu kaufen. Das sind bspw. Basiskonsumgüter oder Werte, auf die Unternehmen angewiesen sind, welche dadurch stetige Einkommensströme haben.
1.3. Risikomanagement durch Chartanalyse
Aus der um 1900 von Charles Dow verfassten Dow-Theorie geht hervor: Indizes diskontieren alles. Umgangssprachlich bedeutet das, dass bereits alle Faktoren, welche Angebot und Nachfrage beeinflussen können bereits im Kurs enthalten sind. Aus dem Preisverlauf einer Aktie lässt sich entsprechend einiges über die Situation des Unternehmens aussagen! Ist eine Aktie Aktie langfristig im Aufwärtstrend können wir bereits anhand dieser Information schlussfolgern, dass auch fundamental vieles richtig laufen muss. Ist eine Aktie hingegen langfristig im Abwärtstrend deutet dies vermutlich auf eine eher angeschlagene Unternehmenssituation hin. Warum sollte man solch ein Unternehmen kaufen?
Bei der Investitionsentscheidung sollte immer ein Blick auf die langfristige Chartsituation gehen, um 2 Vorteile nutzen zu können. Einerseits kann der Chartverlauf wie gerade eben als Filterfunktion dienen, um sich kein schwarzes Schaf ins Portfolio zu nehmen, andererseits können sehr simple gute Einstiegslevel gefunden werden, welche höheres Renditepotential aufweisen.
Um den langfristigen Trend ausfindig zu machen rate ich dazu sich den Monatschart der Aktie anzuschauen und rein auf die Hoch- und Tiefpunkte zu achten. Zeigt der Kurs eine Folge von höheren Hochs und höheren Tiefs, befindet sich die Aktie im Aufwärtstrend
Chartanalyse zur Risikominimierung
Die Analyse der Marktstruktur, um den Trend zu bestimmen ist ein sehr simples Verfahren mit sehr vielen Anwendungsmöglichkeiten. Die Filterfunktion wurde bereits besprochen. Eine weitere Funktion, die sich aus dem Analyse ergibt ist die Begrenzung des Risikos bzw. des Verlustes. Ist eines der Investitionsziele langfristig Aktien zu kaufen, welche im Aufwärtstrend sind, ergibt sich eine weitere Schlussfolgerung: Verkaufe die Aktie wieder, falls der Trend gebrochen wird!
Klingt sehr leicht, ist aber in der Praxis für viele schwer. Unsere Psyche spielt in der Hinsicht leider gegen uns. Verluste zu realisieren tut weh.
Durch den Blick auf die Struktur eines Charts lässt sich aber sehr einfach eine handfeste Entscheidung treffen, wann eine Position möglicherweise geschlossen werden sollte. Emotionen haben da keine Chance mehr!
Wird ein markantes Verlaufstief unterschritten spricht man von einem „Tieferen Tief“. Dies ist das erste handfeste Anzeichen einer Trendwende in einen Abwärtstrend.
Chartanalyse für bessere Einstiege
Betrachtet man die Struktur eines Trends, fällt schnell auf: Es gibt Punkte wo es klug ist zu kaufen und dem Trend zu folgen, ebenso wie es Punkte gibt wo es nicht so clever ist.
1.4. Meine Langfristanlage in der Praxis
Core-Satellite Strategie
Ich möchte ein starkes Fundament haben mit welchem ich mit dem Markt lediglich „mitschwimme“ (= Kern / Core). Dies erreiche ich durch solide ETF’s, wobei ich darauf achte, dass meine ETF’s Dividende auszahlen, um einen stetigen Cashflow zu generieren. Um eine mögliche Outperformance zu erzielen habe ich noch einige Einzelaktien beigemischt (= Satellite) von denen ich mir einen stärkeren Anstieg erwarte, als von dem Gesamtmarkt.
Durch meine ETFs sorge ich demnach für entsprechende Diversifizierung und bin grundsätzlich nur dem Risiko ausgesetzt, dass der gesamte Weltmarkt den Bach runter geht. Mit meinen Einzelaktien versuche ich langfristigen Trends zu folgen, wobei ich darauf achte, dass diese Trends relative Stärke im Vergleich zum Gesamtmarkt zeigen, sprich dass diese in der Vergangenheit eine Outperformance erzielt haben. Die Idee dahinter: Die Leader der Vergangenheit, sind vermutlich auch die Leader der Zukunft.
Übrigens: Bei der Auswahl der Aktienanzahl gibt es kein richtig oder falsch. Manche Investoren schaffen eine langfristige Outperformance mit nur 20 Aktien, manche aber auch mit 100 Aktien. Habe allerdings wenn möglich 10+ Aktien im Depot (siehe Grafik ganz oben).
2. Swing-Trading
Swing-Trading ist ein Anlagestil, bei dem Positionen meist in einem Zeitraum von 1-4 Wochen gehalten werden. Swing-Trading ist auf Aktien, Indizes, Forex, Kryptos, etc. möglich. Ich persönlich setze gerne Swing-Trading in Aktien um, um von mittelfristigen Bewegungen zu profitieren.
2.1. Risikomanagement durch Hedging
Während ich bei der Langfristanlage lediglich auf Long-Suche bin, sprich auf steigende Kurse setze, verfolge ich im Swing-Trading einen anderen Ansatz. Hier setze ich sowohl auf steigende, als auch auf fallende Kurs.
Um eine möglichst glatte Kapitalkurve zu haben, sprich kleine Drawdowns, habe ich dabei gerne Short- und Long-Positionen parallel offen. Sollten alle Positionen gut anlaufen, dann ist dies natürlich das beste. Sollte allerdings beispielsweise der Markt auf Grund einer negativen Nachricht einen kleinen Rutsch erleben, dann wird dies mit hoher Wahrscheinlichkeit alle Aktien zum fallen bringen. Die Short-Positionen können in solch einem Fall die Verluste von meinen Long-Positionen abfedern.
Wichtig: Ich habe niemals von einer Aktie sowohl Longs, als auch Shorts offen, sondern stets von unterschiedlichen Aktien. Das heißt ich suche für meine Short-Positionen gezielt nach schwachen Aktien, welche im Abwärtstrend laufen, wohingegen ich für meine Long-Position starke Aktien suche.
2.2. Risikomanagement durch Positionsgröße
Die Auswahl der Positionsgröße ist bei allen Anlagestilen der Schlüssel zu gutem Risikomanagement. In meinem Swing-Trading habe ich dabei eine einfache Regel: Gewichte eine Position nie mit mehr als 10% des Portfolios!
Sollte tatsächlich ein „Black-Swan Event“ auftreten, so riskiere ich maximal 10% meines Portfolios. Das wohl bekannteste Black-Swan Event der jüngeren Vergangenheit war der Fall Wirecard im Juni 2020. Aber auch eine sonst so stabile SAP-Aktie verlor im Oktober 2020 satte 21% innerhalb eines Handelstages. Da keine Aktie vor Bösen Nachrichten sicher ist, ist die richtige Wahl der Positionsgröße entscheidend! Ein All-In Trade wäre bei so einem Event fatal!
In der Praxis mache ich es übrigens eher so, dass ich nur maximal 5% Position gewichte. Sollte die Position gut anlaufen, dann lass ich es mir offen, ob ich auf 10% Gewichtung ausbauen möchte.
2.3. Risikomanagement durch Hebel
Je nach Depotwert oder Handelsstil macht es Sinn auch Hebel im Trading einzusetzen. Die wohl einfachste Möglichkeit ist hierbei über den Einsatz von KO-Zertifikaten. Wenn Du Anfänger bist, dann lass bitte zunächst die Finger von Hebeln.
Hebel sind grundsätzlich aber eine tolle Sache und haben 2 Vorteile, welche man sich zu nutze machen kann. Zum einen kannst Du per Hebel aus kleinem Kapital sinnvolle Positionsgröße handeln und andererseits ermöglichen Dir Hebel einen einfachen Einstieg in das Short-Trading.
Ich persönlich nutze Hebel ganz gerne in der Praxis, um Short-Trades umzusetzen. Hierbei verwende ich meist einen Hebel von 3. Je Höher der Hebel ist, umso größer wird auch das getragene Risiko! So würde bei einem Hebel von 10 beispielsweise bereits ein Kursverlust im Basiswert von 10% zum Totalverlust führen (da 10 x -10% = -100%). Die richtige Auswahl des Hebels ist entsprechend ein entscheidender Faktor im Risikomanagement.
Was ich ganz gerne mache ist folgendes: Mein eingesetztes Kapital verminder ich um den Wert, den mein Hebel beträgt. Setze ich beispielsweise normalerweise Positionsgröße von 1.000€ um, dann setze ich beim Trading mit einem Hebel von 3 nur 333€ ein. Dieses Vorgehen sorgt dafür, dass ich kein übermäßiges Risiko in meinem Portfolio habe, aber dennoch eine Vielzahl an verschiedenen Aktien handeln kann.
2.4. Risikomanagement durch Timing
Alle Aktien haben im Laufe eines Kalenderjahres markante Events wo daraufhin folgende Kursbewegungen unvorhersehbar sind. Die bekanntesten Events sind ganz klar die Veröffentlichung von Quartalszahlen. Gerade bei US-Aktien ist es nicht unüblich, dass eine Aktie in Folge von Quartalszahlen mal +/-15% Bewegung macht. Auch Deutsche Aktien, gerade Nebenwerte aus dem MDax und SDax, sind von größeren Bewegungen betroffen.
Diese Unvorhersehbarkeit birgt großes Risiko, welches ich vermeiden möchte. Entsprechend kaufe ich nie eine Aktie 3 Tage vor so einem Event! Würde ich dies machen, dann würde ich quasi Lotto auf die Zahlen spielen. Lotto bzw. Glücksspiel hat in meinem Depot aber nichts verloren!
2.5. Mein Swing-Trading in der Praxis
Oftmals habe ich ein Verhältnis von beispielsweise 5 Long-Positionen und 3 Short-Positionen offen. Die Long-Positionen habe ich wie beschrieben meist mit rund 5% meines Depotwertes gewichtet, wohingegen ich die Short-Positionen kleiner gewichtet habe. Grund ist die Verminderung des Einsatzes durch den Hebel.
Meine Einstiege im Swing-Trading wähle ich rein nach technischen Aspekten, wie beispielsweise einem Trendfolge Ansatz und nicht nach Fundamentalen Ansätzen. Bevor ich eine Position eingehe überprüfe ich immer nochmal, ob in naher Zukunft Quartalszahlen oder sonstige markante Events anstehen. Sollte dies der Fall sein, dann eröffne ich keine Position und suche mir woanders eine Chance.
3. Scalping
Scalping ist einer der kurzfristigsten Trading-Stile, die es gibt. Gleichzeitig ist es aber auch meine Haupttätigkeit. Im Großen und Ganzen unterscheidet sich mein Risikomanagement nicht viel von anderen Handelsstilen.
Die Basics wie richtigen Hebel auswählen und entsprechend die Position anpassen, eine Position beenden sobald die Idee nicht intakt ist oder ganz einfach auch die Trading-Signale, welche ich anhand der technischen Analyse festmache, sind exakt gleich. Dennoch gibt es ein paar kleine Differenzen auf welche ich eingehen möchte.
3.1. Riskiere nie mehr als 1%
Unter Risiko verstehe ich immer das mögliche zu verlierende Kapital. Da sich die Indizes unter’m Strich sehr schnell bewegen, können Verluste & Drawdowns schnell groß werden. Um dem entgegen zu wirken riskiere ich nie mehr als 1% meines Kapitals. Ich persönlich befinde mich meist sogar eher im Bereich um 0,4-0,8%!
Was bedeutet das? Angenommen ich habe ein 10.000€ Depot, dann sollte ein potentieller Stop-Loss maximal 100€ entfernt sein.
Je nach Positionsgröße liegt der Stop-Loss entsprechend mal „weit“ weg oder eben nah dran am aktuellen Kurs. Eine kleine Positionsgröße erlaubt mir einen weiteren Stop-Loss, als eine große Positionsgröße.
3.2. Riskokmanagement durch Hebel
Während bei Aktien der Hebel in KO-Zertifikaten meist bis maximal 30 geht, ist bei Indizes quasi nach oben alles offen. Einige ausländische CFD-Broker bieten teils sogar Hebel von 1:500 an!
Ich möchte Dir gerne von solchen Hebelgrößen abraten. In Deutschland unterliegen unsere Broker der ESMA-Regulierung, welche zum Schutz der Privatanleger für Indizes einen maximalen Hebel von 1:20 festgelegt hat. Diese Regelung gibt es nicht umsonst! Sämtliche CFD-Broker halten sich auch an diese Regel. Und glaub mir: So ein hoher Hebel reicht vollkommen aus! Aber wie bereits im Kapitel Swing-Trading beschrieben ist der Hebel die eine Sache und die Positionsgröße die andere. Beides geht stets Hand in Hand.
Anfängern würde ich einen Hebel von maximal 10 ans Herz legen. Hier merkt man schon deutlich wie sehr die Indizes schwanken und kann bereits damit auch schon im Scalping ordentlich handeln.
3.3. Das richtige CRV
Egal, ob Scalping, Swing-Trading oder Langfristanlage: Jede Position sollte ein Exit-Plan haben! Sowohl im positiven Sinne (=Take-Profit), als auch im negativen Sinne (=Stop-Loss). Der Stop-Loss fungiert als Schutzmechanismus gegen weitere Verluste. Setze den Stop-Loss stets da hin wo Deine Idee nicht mehr intakt ist! Hast Du beispielsweise die Idee, dass eine Zone als Unterstützung halten könnte, dann macht es Sinn den Stop-Loss knapp drunter zu platzieren.
Ob Du den Stop-Loss fest ins System setzt oder lieber mental hast und bei entsprechender Situation manuell die Position schließt, liegt ganz an Dir. Falls Du ganz am Anfang stehst, dann würde ich Dir raten zunächst einen festen Stop-Loss zu nutzen. Wenn Du emotional stärker bist und ausreichend Übung hast, kannst Du auch auf einen mentalen Stop-Loss wechseln.
Selbiges gilt für den Take-Profit. Setze diesen dort hin, wo Deine Position Gegenwind erfährt. Bist Du beispielsweise in einer Long-Position, bietet sich ein Widerstand als sinnvollen Take-Profit an. Auch hier kannst Du frei wählen zwischen einem festen oder mentalen Take-Profit. Ich persönlich bin ein Freund von einem mentalen Take-Profit. Sollte eine Position nämlich tatsächlich so gut laufen, dann stehen die Chancen auch gut, dass sogar noch mehr Gewinn gemacht werden könnte.
Das Zusammenspiel aus dem Stop-Loss und Take-Profit wird als Chancen-Risiko-Verhältnis (CRV) oder Risk-Reward-Ratio (RRR) bezeichnet. Je größer der Wert ist, desto besser. Ich persönlich handel gerne mit einem CRV von 1,2 bis 2,5. Das heißt, dass ich im Take-Profit Fall 1,5 bis 2,5 mal soviel Gewinn mache, wie ich verlieren könnte im Stop-Loss Fall.
3.4. Risikomanagement durch Teilpositionen
Eine weitere Möglichkeit sein Risiko managen ist durch Scaling-In bzw. Scaling-Out Verfahren. Grundsätzlich ist damit das Auf- und Abbauen von Positionen in Teilstücken gemeint. Ich persönlich bin ein großer Freund von dieser Methode, da ich so zunächst im Scaling-In mit einer kleineren Position den Markt „antesten“ kann. Sollte die Idee schief gehen, habe ich nur minimale Verluste, da die Position so klein war. Geht die Idee auf, dann kann ich weiter ausbauen.
Auf der anderen Seite bietet mir das Scaling-Out stets den Kompromiss zwischen ein bisschen Gewinn sichern und den Rest an Gewinn laufen lassen. So ist beispielsweise vorstellbar, dass eine Long-Position bis zum potentiellen Take-Profit läuft.. hier nehme ich allerdings nicht die ganze Position raus, sondern nur die Hälfte und lasse die andere Hälfte weiter laufen. Die Chance auf eine Gewinnsteigerung durch dieses Verfahren stehen sehr gut, denn bedenke: solange Deine Position im grünen ist, gibt der Markt Dir recht!
Wichtig beim Scaling-In Verfahren: Du sollst Deine „normale Positionsgröße“ aufteilen und nicht Deine normale Positionsgröße einfach mehrfach in den Markt setzen. In meinem Fall bedeutet dies, dass ich meine normale Positionsgröße von 25€ pro Punkt in beispielsweise 3 Teilpositionen a 8€ pro Punkt aufteile und NICHT, dass ich 3 Positionen a 25€ pro Punkt eröffne.
3.5. Mein Scalping in der Praxis
Ich habe mich im Scalping vor allem auf den DAX und die Nasdaq spezialisiert. Sämtliche Trade, die ich eingehe, finden auf Grund der technischen Analyse statt. Anhand dieser kann ich auch immer direkt mein Stop-Loss und Take-Profit Level festmachen. Meine Positionsgröße wähle ich stets so, dass ich maximal 0,4 bis 0,8% meine Depots riskiere.
Übrigens habe ich auch eine Regel, welche mich davor schützen soll, eine richtig schlechte Session noch mehr zu verschlimmern. Habe ich 3 Verlusttrades in Folge, dann mache ich erstmal den Rechner aus und versuche es zu einem anderen Zeitpunkt nochmal.
Ich setze am Tag meist 2-5 Trades um. Damals habe ich mehr umgesetzt, aber hatte immer mal die Anwandlung zum „Over-Trading“ hin, weswegen ich nun lieber auf Qualität statt Quantität gehe.
Über den Autor
Christian Böttger
Christian ist seit 2017 an den Märkten aktiv und hat seitdem eine Vielzahl an Strategien entwickelt, welche er selber nutzt und gern mit seiner Community teilt.