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Guide: Risikomanagement bei der Langfristanlage

Juni 24, 2023

Hauptsache Rendite! .. oder?

Egal ob für den privaten Vermögensaufbau oder für die Geldanlage im institutionellen Bereich: Langfristig ist die Anlage in Aktien nahezu unausweichlich. So hat bspw. der DAX seit seiner Gründung 1988 jährlich 7,96% Rendite abgeworfen! Jede Rendite muss aber hart erwirtschaftet werden, wobei zu jeder Rendite ein entsprechendes Risiko gehört. Je höher die zu erwartende Rendite, desto höher das Risiko!
Während der Markt im „Big Picture“ stetig am steigen ist gibt es regelmäßig starke Korrekturen ( bzw. Crashs ), welche die eigene Performance ordentlich ausbremsen können. Ebenso gibt es immer wieder schwarze Schafe, welche an den langfristigen Kurssteigerungen nicht partizipieren. 
Um sich trotz dieser potentiellen Gefahren erfolgreich am Markt zu beteiligen ist eine handfeste Strategie im Risikomanagement essentiell.
Natürlich kann ich dir keine solche Strategie an die Hand geben, welche du eins zu eins übernehmen kannst, aber ich kann dir eine fundierte Basis bieten auf welcher du dein eigenes Risikomanagement aufbauen kannst.

Was ist Risikomanagement?

Risikomanagement ist das Fundament einer profitablen Anlage. Das Risikomanagement bezieht sich dabei auf die strategische Planung, Identifizierung, Bewertung und Kontrolle von Risiken, um potenzielle Verluste zu minimieren.
Mögliche Risiken können sein: Inflation, Konjunkturzyklen, Währungsrisiken, Liquiditätsrisiko, Branchenrisiko, Politisches Risiko, Regulatorisches Risiko, Zinsrisiko, etc.
Schnell wird klar: Risiken gibt es genug. Die geschickte Anwendung von Risikomanagement ist der Schlüssel zum Erfolg!

Risikomanagement durch Risikodiversifizierung

Unter Risiko versteht man vor allem die Verlustgefahr, welche aus der schlechten Vorhersehbarkeit von zukünftigen Ereignissen resultiert. Einen Großteil der Risiken lassen sich durch Diversifikation ( = Streuung ) verringern. Die Idee dahinter ist schnell klar: Hat man nur eine Aktie im Depot, dann hängt die gesamte Performance nur an dem einen Kursverlauf. Hat man allerdings 10 Aktien im Depot kann der Verlust einer Aktie durch den Gewinn einer anderen aufgefangen werden. Das Risiko eines großen Drawdowns wird durch simple Diversifizierung enorm minimiert wie folgende Grafik verdeutlicht. 

Wie die Grafik zeigt kann bereits ein Großteil des Risikos durch Diversifikation verringert werden. Bereits ab 10 Aktien wird das Risiko halbiert!

Diversifizierung in der Praxis: Reale Diversifizierung oder Schein-Diversifizierung?

Branchenrisiko:
Diversifizierung in seinen Grundzügen umzusetzen scheint leicht: Kaufe 20 verschiedene Aktien anstatt nur eine – fertig. Ganz so leicht ist es aber leider nicht!
Hast du 20 Aktien, welche bspw. alle im Wasserstoff-Sektor tätig sind hast du nicht wirklich dein Risiko minimiert. Schließlich hängt dein Risiko nun nur von einer einzigen Branche ab. Dieses Szenario ist ähnlich dem oben genannten Beispiel wenn du nur eine Aktie hälst und dein Portfolio nur von diesem einen Kurs abhängt. Um diese Schein-Diversifizierung zu umgehen solltest du also darauf achten in verschiedene Branchen zu investieren.

Regulatorisches Risiko:
Wir haben den 28. September 2022. Die Norwegische Regierung schlägt vor die Ressourcensteuer für Lachs- und Forellenzucht deutlich anzuheben. Sollte das Parlament diesen Vorschlag genehmigen würde das bedeuten, dass Unternehmen wie Mowi, Leroy Seafood, usw. in Zukunft einen Gesamtsteuersatz von 62% haben! Die Aktienkurse brechen darauf deutlich ein.
Ändert sich die Gesetzeslage, dann kann sich das schnell auf den Aktienmarkt auswirken. Um diesem Risiko entgegen zu wirken bietet die Diversifizierung schnell Abhilfe.

Länderrisiko:
Es gibt Anleger, welche sich davor sträuben ETF’s zu kaufen „da diese zu langweilig sind“, aber im selben Atemzug Allianz, BMW, Adidas, Volkswagen, Zalando, Siemens, Deutsche Telekom und SAP im Depot haben. Schnell wird klar: Alle Einzelaktien sind DAX-Mitglieder. Zwar wurden hier einzelne Aktien aus verschiedenen Branchen gekauft, geht es aber dem Land schlecht, dann fallen alle Einzeltitel dennoch synchron. Hierbei handelt es sich also erneut um eine Schein-Diversifizierung. Um diesem Länderrisiko aus dem Weg zu gehen, achte darauf, dass du Werte aus verschiedenen Ländern in deinem Depot hälst.

Zinsrisiko:
Hohe Zinsen bremsen die Aktienmärkte. Dies erschließt sich aus folgender Kausalkette: Unternehmen wollen wachsen -> zum wachsen muss man investieren -> zum investieren benötigt man Geld -> Geld bekommt man u.a. durch Kredite von der Bank -> Banken wollen Zinsen. Ist das Zinsniveau gering, sind die Kredite billig ( ugs. man kann sich billig Geld leihen ), was zur Aufnahme von diesen führt und damit zu Investitionen für das Unternehmenswachstum. Steigen allerdings die Zinsen, werden auch die Kredite teurer, was Unternehmen potentiell daran hintern kann sich zu refinanzieren oder auch Kredite aufzunehmen, um Investitionen zu tätigen. Hat eine Firma kein Wachstum mehr, wird sich auch der Aktienkurs unwahrscheinlich nach oben entwickeln.
Zinsen werden vor allem angehoben, um der Inflation entgegen zu wirken.
Um das Zinsrisiko zu verringern lohnt es sich vor allem in Aktien zu investieren, welche einerseits wenig Fremdkapital aufgenommen haben und andererseits deren Geschäftsmodell unabhängig von der Entwicklung der Inflation bzw. des Zinsniveaus ist. Als Absicherung gegen das Zinsrisiko bzw. Inflationsrisiko bieten sich sogenannte Value-Aktien und Rohstoff-Aktien ( wichtig hier: die BigPlayer! Finger weg von bspw. kleinen Goldminen oder ähnlichem! ) an.

Konjunkturrisiko:
Kauft man in sein Portfolio Unternehmen wie American Airlines, Tesla, AirBnb und Adidas hat man eine Vielzahl an Aktien aus unterschiedlichen Branchen. Dennoch birgt diese Aktienauswahl ein besonderes Risiko: Alle diese Aktien sind sogenannte Zykliker. In der Praxis heißt das: Geht es der Wirtschaft gut, geht es den Firmen gut; hat die Gesamtwirtschaft Probleme, haben auch die Firmen Probleme.
Um diesem Risiko aus dem Weg zu gehen lohnt es sich konjunkturunabhängige Aktien zu kaufen. Das sind bspw. Basiskonsumgüter oder Werte, auf die Unternehmen angewiesen sind, welche dadurch stetige Einkommensströme haben.

 

Risikomanagement durch Chartanalyse

Aus der um 1900 von Charles Dow verfassten Dow-Theorie geht hervor: Indizes diskontieren alles. Umgangssprachlich bedeutet das, dass bereits alle Faktoren, welche Angebot und Nachfrage beeinflussen können bereits im Kurs enthalten sind. Aus dem Preisverlauf einer Aktie lässt sich entsprechend einiges über die Situation des Unternehmens aussagen! Ist eine Aktie Aktie langfristig im Aufwärtstrend können wir bereits anhand dieser Information schlussfolgern, dass auch fundamental vieles richtig laufen muss. Ist eine Aktie hingegen langfristig im Abwärtstrend deutet dies vermutlich auf eine eher angeschlagene Unternehmenssituation hin. Warum sollte man solch ein Unternehmen kaufen?
Bei der Investitionsentscheidung sollte immer ein Blick auf die langfristige Chartsituation gehen, um 2 Vorteile nutzen zu können. Einerseits kann der Chartverlauf wie gerade eben als Filterfunktion dienen, um sich kein schwarzes Schaf ins Portfolio zu nehmen, andererseits können sehr simple gute Einstiegslevel gefunden werden, welche höheres Renditepotential aufweisen.

Um den langfristigen Trend ausfindig zu machen rate ich dazu sich den Monatschart der Aktie anzuschauen und rein auf die Hoch- und Tiefpunkte zu achten. Zeigt der Kurs eine Folge von höheren Hochs und höheren Tiefs, befindet sich die Aktie im Aufwärtstrend. 

Chartanalyse zur Risikominimierung

Die Analyse der Marktstruktur, um den Trend zu bestimmen ist ein sehr simples Verfahren mit sehr vielen Anwendungsmöglichkeiten. Die Filterfunktion wurde bereits besprochen. Eine weitere Funktion, die sich aus dem Analyse ergibt ist die Begrenzung des Risikos bzw. des Verlustes. Ist eines der Investitionsziele langfristig Aktien zu kaufen, welche im Aufwärtstrend sind, ergibt sich eine weitere Schlussfolgerung: Verkaufe die Aktie wieder, falls der Trend gebrochen wird! 
Klingt sehr leicht, ist aber in der Praxis für viele schwer. Unsere Psyche spielt in der Hinsicht leider gegen uns. Verluste zu realisieren tut weh.
Durch den Blick auf die Struktur eines Charts lässt sich aber sehr einfach eine handfeste Entscheidung treffen, wann eine Position möglicherweise geschlossen werden sollte. Emotionen haben da keine Chance mehr!

Wird ein markantes Verlaufstief unterschritten spricht man von einem „Tieferen Tief“. Dies ist das erste handfeste Anzeichen einer Trendwende in einen Abwärtstrend. 

Key Takeaways

1) Zu jeder erwarteten Rendite gehört ein entsprechendes Risiko. Je höher die Renditeerwartung, desto höher das Risiko.

2) Durch Diversifizierung lässt sich das Risiko sehr simple und sehr effektiv streuen.

3) Bei der Auswahl der Aktien kann man schnell zu einer Schein-Diversifizierung kommen. Achte auf die Auswahl!

4) Mische konjunkturunabhängige Unternehmen in den Depot.

5) Kaufe Aktien, welche langfristig im Aufwärtstrend sind. Analysiere dazu die Struktur.

Risikodisclaimer

Der Beitrag wurde nach bestem Wissen und Gewissen vom Autor erstellt. Dieser Beitrag soll eine journalistische Publikation darstellen und dient ausschließlich Informationszwecken. Sämtlich Aussagen stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Aktien oder anderen Finanzprodukten dar. Der Kauf von Wertpapieren ist mit erheblichen Risiken verbunden und können zum Totalverlust führen.
Interessenskonflikt: Der Autor ist zum Zeitpunkt des Beitrags im Markt selbst investiert.

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